«Verantwortlichkeits-Dilemma» ausgemacht

Der UNO-Korrespondent mit Sitz in Genf ist überzeugt: Angesichts der zahlreichen Konflikte um Ressourcen gibt es keine Alternative zu einer politisch starken Weltorganisation.



von Aschi Rutz*

Gegen 150 Personen sind der Einladung des Vereins «Knonaueramt solidarisch» nach Hedingen gefolgt. Zusätzliche Stühle müssen her, ehe die Sing-Songwriterin Irene Mazza und der syrische Flüchtling mit Gitarre und Tanbur den Abend musikalisch eröffnen können.

 
Was danach kommt, ist eine faktenreiche und glasklare Analyse von Andreas Zumach: «Konflikte um Ressourcen waren in der Geschichte der wichtigste und oft ausschliessliche Auslöser für Gewaltkonflikte, Unterdrückung, Ausbeutung und Umweltzerstörung. Und damit in der Folge – neben Naturkatastrophen – auch Auslöser von Flucht und Migrationsbewegungen.» Auf seiner atemraubenden Tour zu Ressourcenkonflikten seit dem 2. Weltkrieg skizziert Zumach Konstellationen und Auseinandersetzungen um Rohstoffe wie Gewürze, Öl, Gas, Wasser und Fischgründe. Und er zeigt die Auswirkungen von Landrabbing (Landraub) auf: Regierungen und multinationale Konzerne pachten vor allem in Afrika riesige Ländereien für den Anbau von Nahrungsmitteln und Biokraftstoffen. All dies auf Kosten der Nahrungsmittelversorgung der örtlichen Bevölkerung. Es resultieren Landflucht und Migration in den Norden.
 

Keiner will Verantwortung übernehmen

Das Problem ortet Zumach einerseits in der Marktmacht der Konzerne, die mit aggressiven Mitteln versuchen, Rohstoffe aller Art zu möglichst günstigen Bedingungen auf Kosten der einheimischen Bevölkerung zu beschaffen. Zum andern sieht er ein gravierendes Verantwortungs-Dilemma: «Für das Verhalten von multinationalen und nationalen Firmen, wenn sie sich denn in anderen Teilen der Welt schädigend für die dortige Bevölkerung verhalten, wollen weder Regierungen noch Konzerne zuständig sein.»
Kooperativ einbinden und Konzernverantwortungsinitiative
Zumach sieht zwei gangbare Wege für das Lösen dieser Rechtslücke: Einmal durch das kooperative Einbinden von Regierungen und global agierenden Unternehmen mittels Verhandlungen und internationalen Abkommen im Rahmen der UNO, zu der es keine Alternative gebe. Der zweite Weg, damit Menschenrechtsnormen auch für Konzerne verbindlich gelten würden, biete die Konzernverantwortungsinitiative.

Referent Andreas Zumach (rechts) mit Mauro Gorgi, Mitglied des Vereins «Knonaueramt solidarisch», Hedingen. (Bild Aschi Rutz)
 
Für Fragen und eine vertiefte Diskussion blieb kaum Zeit. Grund genug für Andreas Zumach, schon bald wieder ins Säuliamt zu kommen und sich erneut ein wenig einheimischen Rohstoff «Honig» schenken zu lassen.

* Der Autor ist Mitglied des Vereins «Knonaueramt solidarisch». Dieser setzt sich für eine faire und ökologische Wirtschaft ein. Im Vordergrund steht zurzeit die Konzernverantwortungsinitiative (Abstimmung Ende 2018 oder Anfang 2019).
 
 

Videos von der Veranstaltung

Die Musik

 

Der Vortrag

 
 
 
 

Andreas Zumach

Andreas Zumach ist in der Schweiz als kompetenter Kommentator im Fernsehen und am Radio bekannt. Er ist Journalist am UNO-Sitz in Genf, Korrespondent für verschiedene Zeitungen, Rundfunkstationen und Fernsehanstalten in Deutschland, der Schweiz, in Österreich und den USA.
Seine Schwerpunkte sind internationale Konflikte und Friedenspolitik, Menschenrechte, UNO, Nato und Weltwirtschaft. Seine Bücher über internationale Konflikte und Probleme werden sehr beachtet.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Link: Flyer zur Veranstaltung